Der zerrissene Rock
Aus HBCwiki
- https://youtu.be/TG_NtJ8kg94?t=482 (Konzert des HBC am 08.03.16)
- https://youtu.be/ESecakdyAwI?t=493 (Aufnahme von der CD Brecht/Eisler)
Immer, wenn unser Rock zerfetzt ist Kommt ihr gelaufen und sagt: so geht das nicht an Dem muss abgeholfen werden und mit allen Mitteln! Und voll Eifer rennt ihr zu den Herren Während wir, stark frierend, warten. Und ihr kehrt zurück, und im Triumphe Zeigt ihr, was ihr habt für uns erobert: Einen kleinen Flicken. Gut, das ist der Flicken Aber wo ist Der ganze Rock? Immer wenn wir vor Hunger schreien Kommt ihr gelaufen und sagt: so geht das nicht an Dem muss abgeholfen werden und mit allen Mitteln! Und voll Eifer rennt ihr zu den Herren Während wir, voll Hunger, warten. Und ihr kehrt zurück, und im Triumphe Zeigt ihr, was ihr habt für uns erobert: Ein Stück Brot. Gut, das ist das Stück Brot Aber wo ist Der Brotlaib? Wir brauchen nicht nur den Flicken Wir brauchen den ganzen Rock. Wir brauchen nicht nur das Stück Brot Wir brauchen den Brotlaib selbst. Wir brauchen nicht nur den Arbeitsplatz Wir brauchen die ganze Fabrik. Und die Kohle und das Erz und Die Macht im Staat. So, das ist, was wir brauchen, Aber was Bietet ihr uns an?
„Der zerrissene Rock" ist ein Stück aus der Kantate „Die Mutter", die Eisler zu Brechts gleichnamigen Bühnenstück schrieb.
Die Arbeiter*innen lehnen die unzulänglichen Zugeständnisse der Unternehmen, die opportunistische Gewerkschaftsführer ausgehandelt haben, ab. Die Ablehnung wird zweimal im erregten Gestus in einstimmigem prosaischen Sprechgesang mit unregelmäßiger Metrik vorgetragen und mündet jeweils in einem kurzen, lieblich anmutendem Rezitativ, der das karge Ergebnis („einen kleinen Flicken" und „ein Stück Brot“} verhöhnt. Danach kommen die weiter gehenden Forderungen, nun zum Eislerschen, das heißt akzentuierten, beinahe heiteren Marsch , auf den Tisch: vom ganzen Rock über den Brotlaib bis zur Macht im Staat.